HIV und AIDS
Das Humane Immunschwäche-Virus HIV-1 führt langfristig zur erworbenen Immunschwäche AIDS. Übertragen wird HIV vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, wobei schon ein einziger Intimkontakt für eine Infektion ausreichend sein kann.
Übertragungswege
- intime Sexualkontakte, wechselnde Partnerschaften, unsafe sex
- intravenöser Drogenkonsum (mit Nadeltausch)
- von der Mutter auf das Kind (Schwangerschaft, Geburt, Stillen)
- Blutprodukte, infiziertes Blut, Pleuraerguss, Aszites, Spenderorgane
Die Erstinfektion mit dem HIV-Virus zeigt in etwa 50 Prozent aller Erkrankungsfälle folgende Symptome:
- Fieber
- Krankheitsgefühl
- Lymphknotenschwellungen
- Muskelschmerzen (Myalgien)
- Geschwüre im Mund
- Hautausschläge
Die Erkrankung wird sehr oft mit einem grippalen Infekt oder Pfeifferschem Drüsenfieber verwechselt.
Beim natürlichen Verlauf der HIV-Infektion steigt die Viruslast bereits wenige Tage nach der Erstinfektion steil an und erreicht innerhalb weniger Wochen massiv hohe Werte. Gleichzeitig sinkt die Anzahl der für das Immunsystem immens wichtigen Helferzellen (T-Lymphozyten) deutlich. Diese stabilisieren sich nach einigen Monaten wieder und erreichen oft Normwerte. Nach vier bis zwölf Wochen haben sich Antikörper gebildet, die die Viruslast reduzieren. Bei vielen Patienten bleibt dieser individuelle Setpoint jahrelang auch ohne Behandlung auf diesem Niveau weitgehend stabil.
Da sich die Viren fortgesetzt replizieren und die Helferzellen im Immunsystem verdrängen, kommt es meist nach einigen Jahren ohne Therapie zu Beschwerden oder Erkrankungen. Diese Erkrankungen, beispielsweise Mundsoor oder auch Herpes Zoster, sind ursächlich auf die HIV-Infektion zurückzuführen und weisen meist auf eine Störung der zellulären Immunabwehr hin. Dies sollte gerade bei jungen Menschen ein Anlass sein, einen HIV-Test durchzuführen.
AIDS-definierende Erkrankungen und damit Indikation für einen HIV-Test:
- opportunistische Infektionen (Erregerübertragung bei schon erkrankten Menschen mit Immunschwäche, die bei gesunden Menschen mit normalem Immunsystem nicht zu einer Erkrankung führen würde. Die Erreger machen sich hierbei die erworbene Abwehrschwäche des Körpers zunutze.)
- virale Infektionen (z. B. CMV-Retinitis : Übertragung durch Muttermilch und Schleimhautkontakt, verschwommenes Sehen, Visusverlust, Gesichtsfeldausfälle, ungewöhnliche Sinneseindrücke wie Sehen von leuchtenden Punkten, Schneetreiben u.a., führt ohne Behandlung zur Erblindung)
- bakterielle Infektionen (Mykobakterien)
- Pilze (Candida, Kryptokokken)
- Parasiten (Toxoplasmose)
In Deutschland ist die Pneumocystis-Pneumonie die häufigste AIDS-definierende Erkrankung. Sie geht mit der typischen Trias Fieber, trockener Husten und zunehmender Belastungsdyspnoe einher. Dazu kommen Abgeschlagenheit, Leistungsminderung und Gewichtsverlust. Meist über eine bis mehrere Wochen zunehmende Beschwerden. Das Abhören zeigt keine Auffälligkeiten, eventuell ist ein verschärftes Atemgeräusch zu hören.
weitere Krankheitsbilder:
- Kaposi-Sarkome: bösartiger (maligner) Tumor des Gefäßendothels, Erscheinungsbild und zeitlicher Verlauf extrem variabel; hellrote, blau-bläßliche oder braunrote Infiltrate mit gelbem Hof, die im Verlauf der Hautspaltlinien angeordnet sind, treten auch in der Mundschleimhaut und im Genitalbereich auf.
- Non-Hodgkin-Lymphome
- HIV-Enzephalopathie: Ursache ist ein direkter Befall von Gehirnzellen durch das HIV-Virus, schleichender Verlauf mit allmählichem Verlust der geistigen Fähigkeiten
- Wasting-Syndrom: schrittweiser hochgradiger Abbau von Körpermasse, starke chronische Durchfälle bei fortgeschrittenem Immundefekt, Magen- und Darmerkrankungen u. Fieber.
In Deutschland haben die AIDS-definierenden Erkrankungen durch die Einführung antiretroviralen Kombinationstherapien HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie) stark abgenommen. In der Regel treten sie heute nur noch bei Patienten auf, die nichts von ihrer AIDS-Erkrankung wissen oder die antiretrovirale Behandlung abgelehnt haben. Damit hat sich die Lebenserwartung von HIV-Patienten in den letzten Jahren erheblich verbessert. Es besteht damit auch kein Grund, HIV-Patienten von bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen, großen Operationen und agressiven Chemotherapien auszuschließen.
Problematisch sind heute zum einen die Langzeittoxizität von HAART und zum anderen die Zunahme multiresistenter Viren. Außerdem ist eine komplette Auslöschung mit den zurzeit zur Verfügung stehenden Medikamenten nicht möglich. Bei fast allen Patienten lässt sich die HIV-Infektion mit den vorhandenen Medikamenten heute kontrollieren. Die Betreuung von HIV-Patienten sollte in einem spezialisierten Zentrum in enger Kooperation mit dem Hausarzt passieren. Die regelmäßige Gabe und Einnahme von HAART ist lebenswichtig. Therapiepausen werden nicht empfohlen.
Langzeitnebenwirkungen
- Lipodystrophie-Syndrom: Abnahme des subkutanen Fettgewebes von Gesicht, Extremitäten und Gesäß, dafür Zunahme im Bereich des Nackens (Stiernacken) und Bauchumfang, gestörte Glucosetoleranz, diabetische Stoffwechsellage und Hyperlipidämie, ungünstiges Risikoprofil in bezug auf Herzerkrankungen
- sexuelle Funktionsstörungen: treten häufig auf
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